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HOLZNUTZUNG FRÜHER UND HEUTE

  • Das Problem war längst erkannt. So ausbeuterisch, wie im 19. Jahrhundert mit dem Wald umgegangen wurde, konnte es nicht weitergehen. Als Freizeit- und Erholungsort spielte der Wald damals noch keine Rolle. Sehr wohl jedoch als Energielieferant. Brennholz war begehrt. Mehrere Anläufe, die Holznutzung per Forstgesetz zu reglementieren, scheiterten aber unter anderem daran, dass die Gemeinden Angst vor Einmischung durch den Kanton hatten. Erst 1899 konnte ein kantonaler Forstdienst eingerichtet werden, dem von da an die «staatliche Aufsicht über die Forstwirtschaft mit sämtlichen Waldungen im Kanton» übertragen war. Zu diesem Zweck wurde ein Kantonsförster angestellt.

  • Im Turnus von 20 bis 30 Jahren wurden einst viele Waldflächen komplett geräumt, um Brennholz zu gewinnen. In den darauffolgenden Jahren schlugen die im Boden verbliebenen Wurzelstöcke wieder aus und wuchsen erneut zu Brennholz heran. Grosse, alte Bäume fehlten in dieser Waldstruktur komplett. In diesem so genannten Niederwald gibt es in jeder Hinsicht eine hohe Dynamik. Es kommt viel Licht bis auf den Boden, was eine vielfältige Flora und Fauna ermöglicht. Lichtliebende Pflanzen wie Orchideen profitieren davon ebenso wie Tagfalter und einige heute seltene Vogelarten – z. B. das Haselhuhn und der Mittelspecht – und Reptilien. Diese Arten haben es heute schwerer. Denn im Gegensatz zu damals wird das Holz schon seit einigen Jahren zu wenig genutzt, wodurch wir nun viel «Dunkelwald» haben, also hohe Bäume, mit dichten Kronen, die kaum Licht auf den Boden lassen.

  • Heute sieht sich das Amt für Wald mit gegenteiligen Problemen konfrontiert als zur Gründungszeit. Der Holzpreis ist so tief, dass es sich für die Waldeigentümer wirtschaftlich kaum lohnt, Bäume zu fällen und aus dem Wald zu schaffen. Dafür ist der Wald jetzt als Ort beliebt, um die Freizeit beim Wandern, Biken, Pilzesuchen, Joggen, Bräteln und bei vielen weiteren Aktivitäten zu verbringen. Entsprechend geändert haben sich die Aufgaben des Amtes für Wald: Nicht der Schutz vor Übernutzung des Waldes durch Holzschlag steht im Zentrum, sondern vor Übernutzung durch Freizeitaktivitäten, welche das Ökosystem genauso beeinträchtigen kann. Zudem wollen sich Menschen jederzeit möglichst gefahrlos im Wald aufhalten können. Auch dafür ist zu sorgen. Während die Freizeit-Waldgänger:innen die grossen, schattenspendenden Bäume schätzen, fehlt heute vielerorts der einstige lichte Wald mit seinen wertvollen Lebensräumen. Mit diesen sind auch die lichthungrigen Tier- und Pflanzenarten selten geworden. Oder wann haben Sie zum letzten Mal ein Haselhuhn gesehen?

  • Der Vorrat an Holz und damit das Potenzial für eine Holznutzung ist aktuell so gross wie seit 1000 Jahren nicht mehr. Mit der sinkenden Bedeutung des Holzes als Energieträger seit den 1960er-Jahren ging auch dessen Wirtschaftlichkeit auf Talfahrt. Die Anzahl der Forstbetriebe ging von 80 auf 20 zurück und Rohholz verarbeitende Betriebe finden sich in den beiden Basel gerade noch zwei.

     

    Nadelholz ist zwar als Baustoff beliebt, in den Wäldern beider Basel wachsen aber mit zunehmender Tendenz primär Laubbäume. Ein grosser Teil des Laubholzes wird heute direkt als Energielieferant für grosse Holzschnitzelheizungen genutzt. Sinnvoller wäre es, das Holz erst für höherwertige Zwecke einzusetzen und erst zuletzt als Brennmaterial zu verwenden. Da auch ohne inländische Nachfrage Holz anfällt, wird dieses nicht selten unter anderem nach China exportiert – und kommt von dort beispielsweise als Glacestängeli wieder zurück. Ein Irrsinn. Deshalb ist das Amt für Wald beider Basel darum bemüht, Forschungsprojekte zur regionalen Verarbeitung und zur Verwendung von Laubholz voranzutreiben.

  • Wälder müssen gerade unter dem Aspekt des Klimawandels gepflegt und dazu Bäume gefällt werden. Dabei geht es um das Aufrechterhalten von sogenannten Waldleistungen wie Schutz vor Naturgefahren, Erzeugung von Wertholz, Reinigung und Kühlung von Wasser und Luft, Bereitstellen von Erholungsraum und Erhaltung der Waldbiodiversität mit lichten und alten Wäldern. Das Ziel ist ein vielfältiger, reich strukturierter Wald mit unterschiedlichen Lebensräumen, der den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist.

     

    So werden einerseits Totalreservate ausgeschieden, in denen auf jegliche Nutzung und Pflege verzichtet wird. Darin können die natürlichen Abläufe beobachtet werden. Wo es keine Gefährdung von Menschen darstellt, werden alte Bäume als Altholzinseln mit wertvollen Brutbäumen für höhlenbewohnende Vögel und Säugetiere stehen gelassen. Gleichzeitig werden aber auch wieder vermehrt lichte Wälder geschaffen und einzelne besondere Bäume, wie mächtige Eichen oder seltene Arten wie Speierling oder Wildapfel, werden kartiert und gezielt gefördert.


    Wo möglich, werden einzelne Bäume gefällt. Oftmals ist der Zugang dazu jedoch nicht möglich, so dass gleich grössere Flächen abgeholzt werden. Dies ist sinnvoll, solange es unter den geholzten Bäumen genügend Unterwuchs gibt, sodass es den Waldboden auch bei Starkregen nicht wegschwemmt. Der nasse Boden im Winter macht die Arbeiten zwar aufwändiger, aber sobald die ersten Vögel zu brüten beginnen, also ungefähr ab März, werden keine groben Arbeiten mehr ausgeführt, um sie zu schonen. Auch die erbleibenden Bäume nehmen in der Winterruhe weniger Schaden.

    Waldreservate in der Naturschutzstrategie

    Die Darstellung zeigt schematische die Naturschutzstrategie in den Waldungen beider Basel. Waldreservate sind die Kerngebiete der ökologischen Infrastruktur im Wald. Waldreservate sind zusammen mit dem naturnahen Waldbau die Stützpfeiler zur Erhaltung der Biodiversität und des Ökosystems Wald.

    Hier wird gezielt eingegriffen, um bedrohte Arten zu fördern. Dazu gehören vor allem Arten, die viel Licht und Wärme benötigen.

    Sonderwaldreservate
    Waldareal =
    naturnahe Waldpflege
    Waldränder
    Totalreservate

    Hier wird ganz auf forstliche Eingriffe verzichtet, damit sich der Wald wieder natürlich entwickeln kann.

    Förderung von Eichen, seltenen Baum- sowie Pionierbaumarten
    Altholzinseln
  • Buchen – noch immer einer der häufigsten Bäume in unseren Wäldern – haben wegen des Klimawandels eine fragliche Zukunft bei uns. Während man wenn immer möglich auf natürliche Waldverjüngung setzt, also die Bäume sich selber versamen lässt, ist es in fast reinen Buchenbeständen unumgänglich, Saatgut von extern oder gleich Jungbäume der passenden Arten einzubringen. Denn die samenspendenden Altbäume fehlen. Zukunftsträchtige Baumarten sind Lichtbaumarten wie Elsbeere, Kirsche, Linde, Eiche oder Feldahorn. Sie brauchen vor allem im Jugendstadium viel Licht, um zu gedeihen, und ertragen Hitze und Trockenheit besser als Buche und Co. Entsprechend muss auch für sie erst durch Fällaktionen – menschgemacht oder durch Stürme – Licht in den Wald gelassen werden.


    Die Wälder in unseren beiden Halbkantonen sind gut aufgestellt für die Zukunft. Schon 2006 wurden Empfehlungen zur Pflege des Jungwaldes in Zeiten des Klimawandels herausgegeben. Entsprechend sind die Bestände, die seit 2006 gepflanzt wurden, nah an dem, was wir heute denken, dass wir in Zukunft brauchen. Auch von den grossen Einzelbäumen, die schon seit 60 oder mehr Jahren wachsen, sind 17% zukunftsfähige Bäume. Ob wir allerdings mit unseren Prognosen richtig liegen, wird erst die Zukunft zeigen.

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