top of page

ZUKUNFTSBÄUME UND
DER WANDEL IM FISCHBESATZ

  • Kurz gesagt, handelt es sich beim forstlichen Vermehrungsgut um alle Pflanzenteile, die Försterinnen und Förster im Wald ausbringen, um daraus grosse, stattliche Bäume wachsen zu lassen. Entsprechend sind dies einerseits die verschiedenen Früchte der Bäume, beispielsweise die Eicheln der Eiche oder die Eckern der Buchen. Andererseits sind es abgeschnittene Zweige, sogenannte Stecklinge, die nach dem Einstecken in den Boden wieder Wurzeln treiben können und zu einem neuen Baum heranwachsen. Am verbreitetsten sind jedoch Jungbäume, die in den Wald gepflanzt werden.

  • Vielfalt in der Natur

    Zur Gewinnung des Vermehrungsgutes werden zunächst grosse, ausgewachsene Mutterbäume benötigt, die die Früchte ausbilden. Diese werden anschliessend gesammelt und schlussendlich wieder im Wald eingesetzt. Abhängig davon, wo sich diese Mutterbäume befinden, unterscheidet sich das entsprechende Vermehrungsgut. Abhängig von Exposition, Bodenbeschaffenheit und Höhenlage unterscheiden sich die klimatischen Bedingungen eines Standortes, was gleichzeitig auch bedeutet, dass die Genetik der vorhandenen Bäume auf die spezifisch vor Ort herrschenden Bedingungen angepasst ist.


    Wahl des Vermehrungsgutes
    Um eine breite Palette verschiedener Herkünfte und Baumarten an Vermehrungsgut bereitzustellen, haben die Kantone im Auftrag des Bundes schweizweit Samenerntebestände ausgewiesen, die gewisse Anforderungen erfüllen müssen (Anzahl Bäume, Wuchsform usw.). Indes wurden traditionell nur die schönsten Bäume aufgenommen, da man so davon ausgehen konnte, dass deren Nachkommen ebenfalls zu schönen, dicken und wertvollen Bäumen heranwachsen.


    Vom forstlichen Vermehrungsgut zur Naturverjüngung

    Bis in die 1970er und 1980er-Jahre wurden grosse Waldflächen zur Ertragssteigerung mit forstlichem Vermehrungsgut angepflanzt. Seither haben sich die Bedingungen sowie Strategien der Forstreviere stark verändert. Die Nachfrage nach Forstpflanzen ging markant zurück. Stattdessen setzte man auf den naturnahen Waldbau und die damit verbundene Naturverjüngung. Entsprechend pflanzte man kaum noch Jungbäume, sondern arbeitete mit den Pflanzen, die natürlicherweise auf den verschiedenen Standorten aufkamen. Durch die verringerte Nachfrage nach forstlichem Vermehrungsgut verschwanden viele Baumschulen und das Thema verlor an Wichtigkeit.

  • Auswirkungen des Klimawandels

    Im Zuge des Klimawandels ändern sich die Bedingungen erneut. Es wird wärmer, trockener, die Niederschlagsverteilung ändert sich und Wetterextreme nehmen zu. Die Versorgung mit geeignetem Vermehrungsgut, welches den klimatischen Bedingungen entspricht, stellt die Försterinnen und Förster vor neue Herausforderungen. Gediehen die Bäume im Baselbiet vor 50 Jahren prächtig, sterben sie heute grossflächig ab. Grund sind zu trockene Bedingungen oder Krankheiten, die durch die warmen und trockenen Bedingungen begünstigt werden.


    Diese Veränderungen sind natürlich und kamen im Laufe der Erdgeschichte wiederholt vor. Durch den Einfluss des Menschen wird dieser Prozess aktuell stark beschleunigt. Die Wälder können sich allein nicht rasch genug an die geänderten Bedingungen anpassen. Das forstliche Vermehrungsgut bietet eine Chance, diesen Prozess zu beschleunigen und die Diversität in unseren Wäldern zu erhöhen, damit die Waldfunktionen auch zukünftig gewährleistet sind.


    Herausforderungen und Hoffnungen

    Das Problem ist jedoch, dass Trockenheitsresistenz, Wärmeverträglichkeit und Resistenz gegen Krankheiten keine Auswahlkriterien beim Bestimmen der Samenerntebestände waren. Entsprechend sind diese Pflanzen nicht so gut an diese Parameter angepasst, wie das aktuell und zukünftig nötig wäre. Deshalb begleitet und finanziert der Kanton mehrere Projekte, die sich mit der Erforschung der Baumgenetik, deren Anpassung an die Umwelt und der Eignung diverser Baumarten in der Zukunft auseinandersetzen.


    Wert der regionalen Genetik
    Der Kanton ist bestrebt, die hiesigen Herkünfte von Eiche, Kirsche und Co. zu erhalten, da die Genetik dieser Bäume sich seit Jahrtausenden auf die regionalen Bedingungen optimiert hat. Es besteht daher auch die Voraussetzung und begründete Hoffnung, dass dies mit genügend Zeit, Hege und Pflege erneut geschehen kann.

  • Umstrittener Fischbesatz

    Seit den 1980er-Jahren geht der Fischfang in Schweizer Fliessgewässern aufgrund von Lebensraumdefiziten kontinuierlich zurück. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, wurde der künstliche Fischbesatz als Alternative positioniert. Trotz langjähriger Anwendung sind die Auswirkungen des Besatzes umstritten. Die intensiven Bemühungen konnten den nationalen Fangrückgang nicht stoppen. Dies wirft die Frage auf, ob diese Vorgehensweise angemessen und effektiv ist.


    In den letzten Jahren hat sich die Besatzpraxis laufend verändert und sich neuen fischereiwirtschaftlichen, rechtlichen und wissenschaftlichen Gegebenheiten angepasst. «So viel wie nötig – so wenig wie möglich», lautet das Credo.


    Evolution der Besatzpraxis

    In einigen Gewässern wurde der Besatz ganz eingestellt. Dabei zeigte sich, dass die Naturverlaichung oft besser funktioniert als angenommen. Weiter traten vermehrt auch die mit dem Besatz verbundenen Gefahren für Fischpopulationen ins Bewusstsein der Bewirtschafter und Entscheidungsträger. Neue Methoden der Molekularbiologie haben geholfen, die genetischen Unterschiede der Populationen in kleinen geografischen Gebieten besser zu verstehen.


    Der Gewässerschutz der letzten Jahrzehnte ist geprägt von steten Anstrengungen, die Lebensraumqualität und die Vernetzung in unseren Gewässern zu verbessern. Hinsichtlich der organischen Belastung wurde bereits viel erreicht. Das Renaturierungsprogramm aufgrund des revidierten Gewässerschutzgesetzes wird auch bei den Lebensräumen und der Vernetzung weitere Fortschritte bringen.


    Für eine nachhaltige Zukunft der Fischbestände

    Neue Herausforderungen wie steigende Wassertemperaturen, Mikroverunreinigungen und neue Fischkrankheiten sind erkannt. Die laufenden Lebensraumverbesserungen (z. B. Sanierung Fischgängigkeit, Geschiebetrieb, Revitalisierungsplanung) sind prioritär und allfällige Bewirtschaftungsmassnahmen müssen darauf abgestimmt werden.


    Gefragt ist heute eine Bewirtschaftung,

    • die gezielt Engpässe in den Lebensraumbedingungen der Fische aufwiegt,

    • die moderne Erkenntnisse der Wissenschaft berücksichtigt,

    • den Erfolg der Bewirtschaftungsmassnahmen überprüft und kommuniziert.


    Es geht darum, die Fischbestände und die Artenvielfalt langfristig in einem intakten Lebensraum zu erhalten und wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. Die Bewirtschaftung soll – wo notwendig – parallel zur Habitatförderung vorangetrieben werden. Mittel- und langfristig soll in vielen Gewässern auf Besatz verzichtet werden, weil dann die natürliche Rekrutierung ausreicht.

DEN STANDORT BESUCHEN

bottom of page